Intervallfasten: Ist der Abnehm-Trend ein guter Weg zum Wunschgewicht?

Intervallfasten ist ein beliebter Ernärhungstrend - aber ist es wirklich so gesund?

17. April 2023

, Markus Hofmann

Intervallfasten (auch intermittierendes Fasten genannt) stammt aus den USA und ist auch hierzulande mittlerweile sehr angesagt. Es soll zur schnellen Gewichtsabnahme verhelfen und zudem noch gesund sein. Was diese Diätform für viele attraktiv macht, ist die Tatsache, dass es keine Verbote gibt und alles gegessen werden kann. Die einzige Einschränkung ist ein strikter Zeitplan. Doch wie gesund ist das Ganze wirklich?

Inhaltsverzeichnis

Beim Intervallfasten gibt es unterschiedliche Methoden. Am bekanntesten ist aber sicherlich das 16:8-Modell. Bei dieser Art des Intervallfasten verzichtet man 16 Stunden gänzlich auf Nahrung und darf dann in den darauffolgenden 8 Stunden alles essen, was man möchte. Die Zeiteinteilung kann dabei jeder für sich selbst gestalten und entscheiden, ob er lieber am Morgen oder am Abend auf das Essen verzichtet. Eine andere Methode ist beispielsweise das 5:2-Fasten. Dabei isst man an 5 Tagen ganz normal ohne Einschränkungen und an 2 Tagen wird gefastet oder man nimmt nur einen Bruchteil der üblichen Kalorien auf. Während des Fastens darf man nur kalorienfreie Flüssigkeit wie Tee und Wasser zu sich nehmen.

Warum ist Intervallfasten so beliebt?

In den Medien und sozialen Netzwerken werden im Zusammenhang mit dem Intervallfasten viele (unrealistische!) Versprechungen gemacht und Hoffnungen geweckt. So soll es sich vor allem langfristig positiv auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden auswirken und sogar Krankheiten vorbeugen und heilen. Die Liste an Beschwerden, bei denen das Intervallfasten Abhilfe schaffen soll, ist lang: So soll es angeblich Blutdruck und Cholesterinwerte senken können, sich stabilisierend auf Blutzuckerwerte auswirken, entzündlichen Prozessen wie z. B. Asthma, Arthritis und Rheuma entgegenwirken und selbst bei der Bekämpfung von Krebserkrankungen und Depressionen wirksam sein. Zudem soll Intervallfasten einen positiven Einfluss in puncto Demenz-Vorbeugung haben. Weiter wird dem Ernährungsprinzip sogar ein verjüngender Effekt nachgesagt.

Welche gesundheitlichen Vorteile sind wissenschaftlich nachgewiesen?

Die positiven gesundheitlichen Effekte des Intervallfasten sind bisher noch nicht umfassend erforscht. Viele Erkenntnisse beruhen bislang vorwiegend auf Versuchen an Tieren. Dadurch lassen sich zwar auch bis zu einem gewissen Grad Schlüsse auf den Menschen ableiten, aber keinesfalls können diese Ergebnisse eins zu eins übertragen werden. 

Daher kann man das Intervallfasten nach derzeitigem Kenntnisstand noch nicht empfehlen. Dringend abraten sollte man kranken Menschen von dem Versuch, sich mittels Intervallfastens selbst zu heilen. 

Hingegen sind die Erkenntnisse hinsichtlich der Verbesserung des Blutdrucks, Blutzuckers, der Cholesterin- und Entzündungswerte etwas deutlicher und es scheint tatsächlich so, dass der Essensverzicht über einen längeren Zeitraum positive gesundheitliche Effekte haben könnte. Trotzdem ist auch hier von Selbstversuchen abzuraten – sodass Intervallfasten immer nur in Absprache mit einem Arzt durchgeführt werden sollte.

Intervallfasten zum Abnehmen geeignet?

Zum Abnehmen ist das Intervallfasten weniger geeignet. Auch wenn längere Essenspausen sich durchaus positiv auf die Gewichtsreduktion auswirken können, ist das Konzept nicht umfassend genug.  

Die Studienlage deutet zwar aktuell darauf hin, dass die Gewichtsabnahme beim Intervallfasten vergleichbar mit der einer üblichen Kalorienreduktion sein kann, allerdings müssen Sie, um dauerhaft abnehmen zu können, Ihr Ernährungs- und Bewegungsverhalten auf lange Sicht anpassen. Umso wichtiger ist es daher, dass Sie eine Ernährungsweise für sich finden, mit der Sie sich wohl fühlen und bei der Sie gerne am Ball bleiben. Das Intervallfasten gibt zudem keinerlei Hinweise darauf, was man in der «Zeit des Essens» verzehren sollte. Daher findet nicht unbedingt eine Umstellung zu einer gesünderen Ernährungsweise statt. 

Und auch zum Energiegehalt in der Zeit des Essens gibt es keine Aussagen. Für manch einen mag es daher sogar möglich sein, in der Zeit der Nahrungsaufnahme so viele Kalorien zu sich zu nehmen, dass er oder sie am Ende sogar wieder zunimmt. Hingegen birgt das Intervallfasten natürlich auch das Risiko, dass man zu wenig isst. Bei einer gesunden Gewichtsreduktion sollten durchschnittlich mindestens 1300 bis 1500 Kalorien täglich zugeführt werden, um eine ausreichende Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen zu gewährleisten.

Wissenschaftliche Stellungnahme

Die Wissenschaft ist bei dem Thema noch recht zurückhaltend. Während die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) noch keine Stellungnahme zum Intervallfasten abgegeben hat, äussert sich die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ambivalent: „Dem Intervallfasten werden verschiedene gesundheitsfördernde Wirkungen auf den Stoffwechsel zugeschrieben. Wissenschaftliche Studien zu Langzeitfolgen des Intervallfastens liegen nicht vor. Bisherige Daten deuten auf eine positive Wirkung auf die Gesundheit und die Gewichtsabnahme hin. Um sein Gewicht langfristig zu regulieren, eignet sich Intervallfasten nicht. Grund dafür ist, dass konkrete Empfehlungen zur Lebensmittelauswahl und somit eine Umstellung hin zu einer ernährungsphysiologisch günstigen Lebensmittelauswahl in der Regel nicht stattfindet.”

Fazit

Das Intervallfasten scheint sich nach bisherigem wissenschaftlichem Kenntnisstand tatsächlich auf Blutdruck, Blutzucker, Cholesterin– und Entzündungswerte positiv auswirken zu können. Und manche Menschen haben mit seiner Hilfe auch schon erfolgreich abgenommen. Trotzdem ist das Konzept zu kurz gefasst und es fehlen umfangreiche Untersuchungen, um Intervallfasten als Abnehm-Methode global zu empfehlen. Daher sollte ein Selbstversuch nur in Absprache mit dem Hausarzt erfolgen.

Schlussendlich ist das Intervallfasten für bestimmte Gruppen komplett auszuschliessen: Kinder, Jugendliche, ältere Personen, Schwangere, Stillende oder Menschen, die eine Essstörung haben/hatten, sollten grundsätzlich nicht fasten. Auch die Einnahme gewisser Medikamente könnte eine Kontraindikation darstellen. In jedem Fall sollte man vor dem Intervallfasten einen Arzt konsultieren und individuell besprechen, ob die Methode für einen geeignet ist. Besonders von dem eigenständigen Behandeln von Krankheiten und Beschwerden mittels Intervallfasten möchten wir an dieser Stelle dringend abraten.

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