Bei der Elektro-Myo-Stimulation (kurz: EMS) spielen Stromstösse eine wichtige Rolle. Diese werden per Elektroden auf den Trainierenden ausgeübt, um dessen Muskeln zu reizen und so zum Wachstum anzuregen. Aber ist EMS-Training deshalb ein «Sport für Faule»? Und wie genau funktioniert das Ganze überhaupt?
Inhaltsverzeichnis
- Was ist EMS-Training eigentlich?
- Wie läuft eine Sitzung beim EMS-Training ab?
- Für wen empfiehlt sich EMS-Training – und für wen nicht?
- Ist EMS-Training schädlich für die Gesundheit?
Was ist EMS-Training eigentlich?
Elektro-Myo-Stimulationen beim Training sollen die Effektivität der ausgeführten Bewegungen erhöhen – so die Kurzfassung. An den Stellen, an denen sie angebracht sind, bewirken Elektroden eine zusätzliche Kontraktion der Muskeln. Unmittelbar wird das Training anstrengender, man kommt schneller ins Schwitzen. Längerfristig sollen die Stromstösse den Muskelaufbau und Fettstoffwechsel fördern.
EMS in der Medizin
In der rehabilitierenden Medizin setzt man schon länger auf Strom verbunden mit dem Prinzip hoher Trainingsreize bei verringerter körperlicher Belastung. Vor allem Patienten sollen profitieren, die aufgrund einer Verletzung oder Krankheit an Muskelmasse verloren haben. So kann man damit zum Beispiel nach einer Knie-OP die schwache Muskulatur schonend wieder aufbauen und dafür sorgen, dass Patienten in einen normalen Bewegungsalltag zurückfinden können.
Wie läuft ein EMS-Training ab?
Sie tragen während des Trainings mit Elektroden ausgestattete Westen und Manschetten. Diese sind mit einer Stromstation verbunden. Der EMS-Trainer gibt Ihnen Übungen vor, die Sie jeweils eine bestimmte Zeit lang ausführen bzw. halten und mehrmals wiederholen sollen. Währenddessen bestimmt er direkt am Gerät, wann die Impulse einsetzen und wie stark sie ausfallen. Brust, Bauch, Arme, oberer oder unterer Rücken, Po – jeder einzelne Muskel kann gezielt angesteuert werden. Konkret können Sie sich das so vorstellen, dass z. B. mitten in der Kniebeuge Ihre Muskeln anfangen zu vibrieren.
Empfohlen sind zwei Einheiten pro Woche und dazwischen mindestens 48 Stunden Pause, um den Muskeln die nötige Zeit zum Regenerieren zu geben. Die meisten Kunden wählen je eine Kraft- und eine Ausdauertrainingseinheit pro Woche. Es ist aber auch möglich, z. B. ausschliesslich Kraft- oder Ausdauereinheiten zu buchen.
Für wen empfiehlt sich EMS-Training – und für wen nicht?
eBalance hat bei Sportwissenschaftler und Promi-Trainer Jörn Giersberg nachgefragt. Und er sieht einen geeigneten Anwendungsbereich von EMS-Training bei (oftmals übergewichtigen) Sporteinsteigern. Das leuchtet ein: Menschen, deren Muskeln noch wenig gereizt worden sind, dürften besonders stark auf die Stromimpulse reagieren und schneller Erfolge sehen. Letzteres motiviert natürlich zusätzlich, langfristig beim Thema Sport am Ball zu bleiben.
Gleiches dürfte ältere Menschen betreffen, die nicht (mehr) in der körperlichen Verfassung für grössere sportliche Anstrengungen sind. Durch kontrolliertes EMS-Training könnten sie ihre physische Stabilität verbessern.
Fortgeschrittenen Sportlern bringt es wenig
Wer schon etwas fortgeschrittener Sport treibt, für den könnte EMS-Training allenfalls eine Ergänzung zum regulären Training darstellen. Zu viel erwarten solle man sich davon aber nicht, mahnt Giersberg. Die Stimulation sei von schlechterer Qualität als jene, die über die Bewegung beim regulären Training entsteht. Dies hätten verschiedene Studien bereits belegt.
Ist EMS-Training schädlich für die Gesundheit?
Manchmal hört man, dass EMS-Training gefährlich sei. Grund dafür ist der vermehrte Ausstoss von Creatin-Kinase (CK). Dieser findet auch beim Training ohne Stromstösse statt. Beispielsweise nach intensivem Kraftsport versorgt das Enzym die Muskelzellen mit Energie, was übrigens auch in den Blutwerten erkennbar ist. In der Sportmedizin berücksichtigt man daher den CK-Wert, wenn es um die Messung von Muskelwachstum geht.
Wichtig bei EMS-Training: viel trinken!
Das Problem: Im Übermass kann dieses eigentlich wichtige Enzym eine schädliche Wirkung entfalten. Und ein solches Übermass kann durch Übertraining erreicht werden – eine Belastungssituation, vor der Experten auch im Zusammenhang mit EMS-Training warnen. So zeigte eine Studie der Sporthochschule Köln, dass die CK-Werte bei EMS-Training bis zu 18 Mal höher ansteigen können, als das bei einem konventionellen Training der Fall wäre. Und da unser Körper Creatin-Kinase über die Nieren abbaut, kann es bei derart erhöhten Werten auf Dauer zu Nierenschäden kommen, wenn man nicht ausreichend trinkt. Wichtig: Sollte sich infolge des EMS-Trainings Ihr Urin dunkel färben, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Bei verschiedenen Vorerkrankungen ist EMS-Training verboten
Im Fall von Vorerkrankungen sind weitere potenzielle Gesundheitsrisiken zumindest nicht auszuschliessen. Anbieter von EMS-Training sind deshalb verpflichtet, potenzielle Kunden einen ausführlichen Gesundheitsfragebogen ausfüllen zu lassen, bevor eine Zusammenarbeit beginnen darf. Im Fall von u. a. Nierenschäden, akuten Verletzungen, Stoffwechsel- oder Krebserkrankungen sowie einer Schwangerschaft ist die Aufnahme des Trainings nicht zulässig.