Wenn er von seinen Jeans spricht, dann leuchten Hugo Eggers Augen wie die eines kleinen Buben. «Obwohl ich in einer Führungsposition bin, trage ich heute fast täglich Jeans», sagt er stolz und streicht sich über die locker sitzenden blauen Hosen. Für ihn sei es ein unglaubliches Erlebnis gewesen, als er sich das erste Mal seit Jahren wieder Jeans kaufen konnte. Und seine Frau habe erst recht Augen gemacht!
Dass sich Hugo Egger so sehr über den eigenen Erfolg freuen kann – er hat 46 Kilo abgenommen –, ist für ihn eine neue Erfahrung. Der 59-Jährige ist ein mitfühlender Mensch, der sich für seine Familie und seinen Beruf aufopferte. Wenn sein Sohn unter Liebeskummer litt, weinte er mit ihm, wenn seine Mitarbeiter Probleme haben, belastet ihn das stark. Nachts und am Wochenende zu arbeiten, ist für ihn keine Ausnahme. Hinzu kommen die drei Stunden, die er als Pendler täglich unterwegs ist. Bei all diesem Engagement blieb Hugo Egger bisweilen selber auf der Strecke.
Hugos Tipps:
- Heisshunger zügeln mit einem Vollkorngebäck und einer Frucht.
- Es muss nicht immer Sport sein, Bewegung allgemein ist ausschlaggebend.
- Erfolg geniessen, sich loben lassen und sich selbst belohnen.
Zwar fuhr er stets gerne Fahrrad, dennoch war er «der sportliche Dicke.» Sein Gewicht stieg mit den Jahren permanent, bis er vor fünf Jahren die für ihn kritische Grenze von 128 Kilogramm erreichte. Eine ärztliche Untersuchung vor einer Meniskus-Operation ergab, dass Egger an leichtem Diabetes litt. «Als mir die Schwester im Spital sagte, damit werde ich ein Leben lang zu kämpfen haben, gab mir das den Anstoss. Der wollte ich es zeigen!», erinnert er sich.
Den endgültigen Ausschlag gaben aber die Veloferien auf Mallorca, wo sich herausstellte, dass er ein «sportlicher Dicker ohne Kondition» war. Er wurde in die unterste Anfängerklasse eingeteilt – wegen seines Gewichts konnte er mit den Schlanken einfach nicht mithalten. Diese Ferien beschreibt Hugo Egger im Nachhinein als Zeit der Selbstfindung. Ihm wurde klar, dass er sich Freiräume schaffen musste, die nur ihm selbst gehörten.
Verschiedene saft- und kohlenhydratarme Diäten, gefolgt von entsprechenden Jo-Jo-Effekten, hatte er bereits hinter sich, als er im Fernsehen einen Bericht über eBalance sah. Die Möglichkeit, mit diesem Programm kontrolliert Gewicht zu verlieren, überzeugte ihn. Der Zwang zur Selbstdisziplin und -organisation tat ihm gut. Eisern trug er alles, was er ass, in das Online-Tagebuch ein.
Dank des Nährwertdiagramms stellte er fest, dass er bis anhin viel zu fettig gegessen hatte. Die Erkenntnis half ihm, seine Ernährung sinnvoll umzustellen: Viel Gemüse, Obst und Fisch stehen jetzt auf dem Speiseplan. Bier und Schnaps hat er vollständig gestrichen. «Das fiel mir leicht, da ich meine früheren Sünden durch gesunde Sünden ersetzen konnte, die mir erst noch besser schmeckten», so Hugo Egger. Zum Beispiel fand er heraus, dass eine Apfelsaftschorle den Durst nach einer Fahrradtour besser stillt als ein Bier. Rotwein gönnt er sich noch immer. Einmal pro Woche öffnet er eine gute Flasche und feiert er ein Fest mit sich selbst.
Die nachhaltige Umstellung der Ernährung anstelle einer kurzfristigen Diät und die Belohnung durch Genuss: Diese beiden Elemente erachtet Egger heute als wichtige Formeln für seinen Erfolg. Ein Leben ohne Sünden sei für ihn undenkbar. «Aber es gibt kleinere und grössere Sünden.» Am meisten beim Abnehmen geholfen habe ihm aber der Sport. Dieser nimmt heute einen grossen Teil seiner Freizeit ein.
Die neue Selbstorganisation sei ihm einfacher gefallen, als gedacht, so Hugo Egger. Oft flüchte man sich in Ausreden – Job, Familie, Stress. Wenn man dann tatsächlich einmal Zeit für sich habe, nutze man sie aber nicht aus. Das handhabt er heute anders: Vor dem Fernseher sitzen und Chips essen ist für ihn tabu, lieber schiebt er sich eine Pilates-DVD in den Player. Und am Morgen fährt er konsequent mit dem Fahrrad zum Bahnhof – auch bei schlechtem Wetter. «Die kleinen Dinge des Lebens sind es, die den Unterschied machen», weiss er.
Seiner baldigen Pensionierung sieht Hugo Egger denn auch unbesorgt entgegen. Die sportlichen Hobbys, aber auch sein neu entdecktes Interesse für Kultur werden ihn vor Langeweile bewahren. Er freut sich auf den neuen Lebensabschnitt, dem er dank des Gewichtsverlusts als gesunder, aktiver und positiv eingestellter Mann entgegenblickt. Wieder funkelt es in seinen Augen: «Ich freue mich derart an meinem Erfolg, ich bin beinahe süchtig nach Lob geworden.» Dieses Lob steht ihm auf jeden Fall zu.
Karolina Dankow, 04.2008
Hinweis: Alle Fotos sind Originalaufnahmen und wurden nicht mit Softwareprogrammen bearbeitet. Die darauf abgebildeten Personen haben ihr schriftliches Einverständnis zur Veröffentlichung gegeben. Beachten Sie, dass eine Gewichtsabnahme individuell verläuft und nicht im Einzelfall vorhergesagt werden kann.