Disziplin ist das eine. Aber genau so wichtig ist es, sich Belohnungen zu gönnen. Das kann Ruth Strässler nicht genug betonen: «Zu meinem 65-sten Kilo machte ich meine ‹Drohung› war und kaufte mir ein sündhaft teures, dafür supergutes Flyer-Elektrovelo». Sofort düste sie damit quer durch Zürich bis hinauf zu ihrem Wohnort Zollikon. «Ich hatte mein erstes ‹Wow›-Erlebnis, ich konnte gar nicht glauben, wie viel Spass es macht, mit dem Fahrrad den steilen Hügel hinauf zu flitzen».
Seither macht die Sozialdiakonin, zweifache Mutter und fünffache Tagesmutter alles mit dem Velo, sogar die Einkäufe. Diese werden einfach in einen Anhänger geladen. So ist sie nicht nur unabhängig von Verkehr und Parkplätzen, sondern steigert auch ihre Kondition.
Erfahrungsberichte als Motivationsspritzen
Hätte man Ruth Strässler noch vor wenigen Jahren gesagt, sie werde von 77 auf 53 Kilo abnehmen, Hosen in Grösse 36 und gar die gleiche Jacke wie ihre 7-jährige Tochter in Grösse 164 kaufen – sie hätte es nicht für möglich gehalten.
Während ihrer Abnehmphase mit eBalance.ch hat sie die Erfahrungsberichte anderer Mitglieder richtiggehend verschlungen. «Teilweise las ich sie mehrmals, so motivierend waren sie für mich. Ich dachte mir, wenn die das können, kann ich es auch.»
Mehr auf den Körper achten
Heute will sie selbst mit gutem Vorbild vorangehen und jenen Mut und Hoffnung machen, die ihr Übergewicht noch anpacken möchten.
Die Vorbildfunktion spielt für die 44-Jährige eine grosse Rolle. Im Winter 2010 erkrankte ihr Mann an einer schweren Lungenentzündung und der behandelnde Arzt sagte ihr, «ich solle gut auf meinen Mann aufpassen, weil dieser auch einen zu hohen Puls habe», berichtet sie. Durch die Blume habe der Doktor so auch ihr zu verstehen gegeben, dass sie auf sich und ihren Körper achten sollte.
- Zum Joggen gibt es gute Apps, die anzeigen, wie viele Kilometer man in den letzten Tagen oder Wochen zurückgelegt hat. Das verschafft einem jedes Mal ein kleines Erfolgserlebnis und man behält den Überblick über seine sportlichen Aktivitäten.
- Um nicht in den alten Trott zu verfallen, hilft es, sich immer wieder neue Ziele zu setzen: Bereits anfangs Jahr sollte man sich für alle sportlichen Anlässe anmelden, die einen interessieren, und dann auf diese hin trainieren.
- Man darf es mit den Belohnungen ruhig ernst meinen und sich hin und wieder ein neues T-Shirt, neue Turnschuhe oder ein Sportgerät leisten.
Spaghetti Bolo und Schmausen
Seit dem 25. Lebensjahr war Ruth Strässlers Gewicht schleichend gestiegen. «Ich hatte im Job wenig Bewegung. Als später die Kinder kamen, strich ich den Sport gänzlich.» Mit den zunehmenden Kilos schwand auch die Lust auf Bewegung, sie wurde immer fauler – ein Teufelskreis.
Verstärkt wurde das Ganze durch falsche Essgewohnheiten. Heute weiss Ruth Strässler, dass sie viel zu fettig gekocht hat. «Bei uns gab es, was Kinder mögen: Pommes Frites, Schnitzel oder Spaghetti Bolognese.» Hinzu kam das «Schmausen», das Naschen zwischendurch.
Als ihr keine Kleider mehr passten, ging Ruth Strässler nicht mehr einkaufen – und trug weite, alte Fetzen. Ihr Zustand frustrierte sie, doch ein Ausweg war nicht in Sicht. Bis zur Erkrankung ihres Mannes. «In dieser Zeit berechnete ich erstmals meinen BMI und musste leer schlucken, als ich auf 29 kam. Jetzt war plötzlich klar: Etwas musste sich ändern.»
Gesund kochen für alle
Von einer Freundin erfuhr sie von eBalance und war von dem Programm sofort begeistert, weil es ihr erlaubte, ohne Extraaufwand für die ganze Familie zu kochen. «Die Kinder wunderten sich zwar zunächst über das viele Grünzeug auf dem Mittagstisch, mittlerweile mögen sie es aber auch.»
eBalance habe Struktur in ihre Esskultur gebracht, sagt Ruth Strässler. Sie steckt sich nicht mehr unbewusst einen Schokoladenriegel in den Mund, sondern schenkt allem, was sie zu sich nimmt, ihre Aufmerksamkeit.
Auf Zuckerentzug
Etwas Durchhaltewillen brauchte allerdings auch sie. «In den ersten drei Wochen hatte ich regelrechte Entzugserscheinungen, mein Körper hatte sich an einen hohen Zuckerspiegel gewöhnt und brauchte seine Zeit für die Umstellung.»
Doch dann war die unbändige Lust nach süssem oder fettigem Essen plötzlich verschwunden. An deren Stelle entwickelte Ruth Strässler ein natürliches Gefühl für das, was sie nährt und was ihr gut tut.
Ansteckende Bewegungslust
Mit der Ernährung stellte Ruth Strässler auch ihre Bewegung um. Im Frühjahr begann sie mit Walking, etwas später machte sie einen Trampolinkurs, kaufte sich – als Belohnung – gleich selbst eines dieser Geräte und macht nun darauf jeden Morgen ihre Übungen. Mit zunehmender Kondition steigerte sie das Training und begann zu joggen – zunächst zwei Kilometer, dann vier, schliesslich meldete sie sich für den Sylvesterlauf an.
Der Enthusiasmus von Ruth Strässler scheint ansteckend. Ihr Mann leistete ihrem grossen Wunsch Folge und machte mit ihr und den Kindern Veloferien in Holland. Es war das erste Mal, dass die ganze Familie zusammen auf dem Rad durchs Land pedalte, «und es war ein unvergessliches Erlebnis für alle. Die Kinder fragen jetzt schon wieder, wann wir das nächste Mal nach Holland fahren».
Gesundes Gewicht als Lebensprojekt
Im Januar 2011 wurde Ruth Strässler schwer krank und lag mit einer Hirnhautentzündung im Spital. «Mein Arzt war erstaunt, wie schnell ich mich danach wieder erholte. Er war überzeugt, dass ich die Krankheit mit meinem vorherigen Gewicht kaum überstanden hätte», erzählt sie.
Nicht zuletzt aufgrund dieser Erfahrung sieht sie eBalance als Lebensprojekt, das sie nie vernachlässigen will. «Meine bequeme Seite habe ich hinter mir gelassen», ist sie überzeugt. «Heute stehe nicht mehr am Rand, sondern mitten drin im Leben. »
Karolina Dankow, 07.2012