Wer in Social Media oder im Web nach dem Stichwort Clean Eating sucht, wird mit Treffern geradezu überschwemmt. «Sauber» essen all diejenigen, die möglichst natürliche, frische und unverarbeitete Lebensmittel zu sich nehmen. Daraus versprechen sie sich einen rundum gesünderen Lebensstil. eBalance erklärt, was hinter dem Trend steckt.
Clean Eating beginnt direkt nach dem Aufstehen mit einem ausgiebigen Frühstück – am besten über Nacht eingelegte Haferflocken («Overnight Oats») mit Joghurt oder Milch und frischen Früchten –, denn ohne dieses ist ein energiegeladener Start in den Tag nicht möglich. Im Verlauf des Tages wird auf natürliche Lebensmittel mit einer möglichst kurzen Zutatenliste gesetzt.
Essen mit Genuss: Das steckt hinter Clean Eating
Als die Amerikanerin Tosca Reno das Clean Eating Konzept entwarf, hatte sie die Nase voll von Diäten. Was sie auch ausprobierte; zu einer langfristigen Gewichtsabnahme kam es nie. Her musste deshalb ein Konzept, welches auch über lange Zeit einfach anzuwenden ist, ohne Frust hervorzurufen. Da sie sich zukünftig dem bewussten Genuss frischer Mahlzeiten verschrieb, verabschiedete sich Reno ausserdem vom Kalorienzählen – fortan ass sie regelmässig und langsam.
Auf dem Speiseplan der Clean Eaters stehen vor allem Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und Vollkornprodukte. Verzichtet wird hingegen auf Nahrungsmittel mit Zusatzstoffen wie beispielsweise Farbstoffe, Geschmacksverstärker und Süssstoffe. Reno behauptet, dass die Vorteile der Ernährungsumstellung mehr Energie und Ausdauer, eine bessere Gesundheit, Fettreduktion, ein tieferer Schlaf und schönere Haut seien.
Grundlagen von Clean Eating
Clean Eating verzichtet auf strikte Verbote gewisser Nahrungsmittelgruppen, arbeitet aber mit verschiedenen Grundsätzen:
- Kein Frühstück auslassen: Für eine langanhaltende Sättigung eignen sich ein Müesli oder Porridge am besten.
- Genügend trinken: 2-3 Liter Wasser oder ungesüsster Tee pro Tag
- Ausgewogen essen: Komplexe Kohlenhydrate, gesunde Fette und Eiweiss sollten bei grösseren Mahlzeiten stets kombiniert werden
- 6 Mahlzeiten pro Tag: Auf die 6 Mahlzeiten wird zwar nicht strikt bestanden, dahinter steht jedoch der Gedanke, dass Hauptmahlzeiten dafür ein wenig kleiner portioniert werden sollten, damit man sich nicht “überisst” und das eigene Sättigungsgefühl besser einschätzen kann.
- Gesunde Fette bevorzugen: Dazu gehören Nüsse, Avocados, fettreicher Fisch und pflanzliche Fette wie Raps- oder Olivenöl.
- Frisch essen: Frisches Gemüse und Früchte sind zu bevorzugen, Gerichte mit Konservierungsstoffen hingegen abzulehnen.
- Zucker reduzieren: Clean Eaters verzichten sowohl auf stark zuckerhaltige Lebensmittel wie auch auf künstliche Süssstoffe.
- Selber kochen: Wer seine Mahlzeiten selbst zubereitet, hat den Überblick über die Inhaltsstoffe und kann auch angemessen portionieren.
Clean Eating: Beurteilung und Kritik
Wer sich mit Clean Eating beschäftigt, merkt schnell, dass die Ernährungsform gar nicht so einfach umzusetzen ist, wie man vielleicht denken würde. Viele Ansätze des Konzepts sind grundsätzlich zu befürworten, so beispielsweise der Konsum von möglichst frisch zubereiteten Lebensmitteln, das Bevorzugen von regionalen und saisonalen Produkten sowie ausgewogene und regelmässige Mahlzeiten. Dennoch hält der Trend nicht zwangsläufig alle seine Versprechungen: Ob Clean Eating wirklich zu einem tieferen Schlaf, weniger Kopfschmerzen und einer schöneren Haut verhilft, ist beispielsweise fragwürdig. Kritiker merken ausserdem an, dass ein Konzept, das unsere Grossmütter schon kannten, mit viel Marketing unter einem neuen Label gepusht wird.
Claudia Müller, dipl. Ernährungsberaterin HF, Jasmine Helbling, Redaktorin eBalance.ch / Bild: © Mita Stock Images – fotolia.com