Diabetes & Sport: Darum ist Bewegung wichtig

9. November 2022

, Nora Berger

Bewegung tut gut. Auch oder gerade bei einer Diabetes-Diagnose. Sowohl Menschen mit einer Typ-1- als auch einer Typ-2-Erkrankung profitieren auf lange Sicht von regelmässigen Sporteinheiten. Dabei gibt es wichtige Faktoren, die beim Training beachtet werden sollten, um positive gesundheitliche Effekte zu erzielen.

Inhaltsverzeichnis

In der Schweiz leben laut der Schweizerischen Diabetes Gesellschaft schätzungsweise etwa 500’000 an Diabetes mellitus erkrankte Menschen, 40’000 von ihnen sind von Diabetes Typ 1 betroffen. Diese unheilbare Autoimmunerkrankung tritt in der Regel aufgrund einer genetischen Veranlagung und bereits im Kindesalter auf. Bei Typ-1-Diabetikern produziert die Bauchspeicheldrüse wenig bis überhaupt kein Insulin. Dieses ist normalerweise dafür zuständig, den über die Nahrung aufgenommenen Zucker in die Zellen zu bringen, wo er dann in Energie umgewandelt wird. 

Diabetes Typ 2 hingegen, an dem die Mehrheit der an Diabetes erkrankten Menschen leidet, wird insbesondere durch Übergewicht, eine zuckerhaltige sowie fettreiche Ernährung und Bewegungsmangel begünstigt. Bei Diabetes Typ 2 – auch als Altersdiabetes bezeichnet (obgleich auch immer mehr jüngere Menschen davon betroffen sind) – schüttet der Körper anfangs zwar Insulin aus, die Zellen reagieren allerdings weniger empfindlich. Das bewirkt, dass die Bauchspeicheldrüse beginnt, mehr Insulin zu produzieren, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Auf Dauer produziert sie aber immer weniger, was bei Betroffenen langfristig zu Insulinmangel und infolgedessen zu erhöhten Blutzuckerwerten führt. Wird der Typ-2-Diabetes nicht behandelt, kann er auf Dauer Nerven sowie kleine und grosse Blutgefässe beeinträchtigen, was u. a. Nieren- sowie Sehschäden zur Folge haben kann.

Wer von Diabetes Typ 1 betroffen ist, muss sich täglich Insulin spritzen, um den Blutzuckerspiegel konstant zu halten. Ausschlaggebend für dessen Höhe ist darüber hinaus, welche Lebensmittel man zu sich nimmt und wie aktiv man sich im Alltag bewegt. Dies gilt auch für Menschen mit Diabetes Typ 2. Während vor allem die richtige Ernährung eine grosse Rolle spielt, sollte auch der Sport nicht zu kurz kommen und regelmässig auf dem Plan stehen – wichtig ist, dass dabei ein paar wesentliche Punkte beachtet werden.

Sport bei Diabetes Typ 1: Den Stoffwechsel im Blick

Typ-1-Diabetiker können und sollen grundsätzlich die Sportart ausüben, die ihnen Spass bereitet. Egal ob Joggen, Schwimmen, Gymnastik oder Extremsportarten wie Tauchen oder Fallschirmspringen: Prinzipiell ist alles erlaubt. Wichtig dabei ist, den eigenen Stoffwechsel beim Sport gut zu kennen und den Blutzuckerspiegel zu überwachen, um einer Unter- bzw. Überzuckerung vorzubeugen.

Welche Vorteile hat Sport bei Diabetes Typ 1?

  • Das erhöhte Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann gesenkt werden.
  • Die Ausdauer- und Kraftfähigkeit können gesteigert werden.
  • Die benötigte Insulinmenge kann reduziert werden.

Darauf müssen Sie beim Sport mit Diabetes Typ 1 achten

Eine gute Planung ist das A und O. Denn jede sportliche Aktivität erhöht die Empfindlichkeit des Körpers auf Insulin, was eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) begünstigen kann. Daher ist es essentiell, regelmässig den Blutzucker zu messen. Der Wert sollte dabei zwischen 7 und 10 mmol/l liegen. Um einer Unterzuckerung vorzubeugen, gibt es zwei sinnvolle Massnahmen: Einerseits ist es förderlich, vor einer Trainingseinheit die Insulindosis zu reduzieren, und andererseits hilft es, schnell ins Blut gehende Kohlenhydrate (z. B. in Form von Bananen) zuzuführen.

Während des Sports sollten häufiger Pausen eingelegt werden, um den Blutzucker zu messen. Dies gilt insbesondere bei längerer Trainingsdauer oder unter erschwerten Bedingungen wie Kälte oder Hitze. Es ist empfehlenswert, immer ein Stück Traubenzucker bei sich zu haben, für den Fall, dass Anzeichen einer Unterzuckerung (wie z. B. Herzklopfen oder Schwächegefühl) auftauchen.

Auch nach dem Training sollte der Blutzuckerwert gemessen werden, da er je nach Dauer und Intensität der Sporteinheit auch bis zu acht Stunden danach noch sinken kann. Um einer nächtlichen Unterzuckerung entgegenzuwirken, sollten abends am besten langsam ins Blut gehende Kohlenhydrate (z. B. Vollkornprodukte) zu sich genommen werden.

Sport bei Diabetes Typ 2: Gesundheitswirksam bewegen

Schwimmen, Laufen, Radfahren: Wer von Diabetes Typ 2 betroffen ist, profitiert von dynamischen Sportarten, die sowohl das Herz-Kreislauf-System in Schwung bringen als auch die Lungen trainieren. Ökotrophologin Annika Bruder weist darauf hin, dass das Schweizer Bundesamt für Sport mindestens 150 Minuten Bewegung pro Woche und mit mittlerer Intensität empfiehlt. Grundsätzlich gilt dabei eine Mischung aus Ausdauersport und moderatem Krafttraining mit Geräten als sinnvoll, um Muskeln aufzubauen und die Koordination zu stärken. Das gilt sowohl für Menschen mit als auch ohne Zuckerkrankheit. Wichtig ist ausserdem, dass der Spass an der körperlichen Aktivität nicht zu kurz kommt: Niemand muss zum Hochleistungssportler werden. Bereits kleine Veränderungen – wie zu Fuss zu gehen, anstatt das Auto zu nehmen, oder Treppen zu steigen, statt den Lift zu benutzen – können eine positive Wirkung erzielen.

Welche Vorteile hat Sport bei Diabetes Typ 2?

  • Die Insulinempfindlichkeit des Körpers kann erhöht und der Blutzuckerspiegel entsprechend gesenkt werden.
  • Das Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt und weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann reduziert werden.
  • Die Einnahme von Medikamenten kann durch regelmässiges Training in Kombination mit einer ausgewogenen Ernährung in der Dosis verringert und möglicherweise komplett abgesetzt werden.
  • Das Körpergewicht kann durch sportliche Aktivität und eine bewusste Ernährung reduziert werden, was langfristig zur Heilung von Diabetes mellitus Typ 2 beitragen kann.

Darauf müssen Sie beim Sport mit Diabetes Typ 2 achten

Wichtig bei Sport und Bewegung ist es, den eigenen Körper nicht zu überfordern und sich nicht völlig zu verausgaben. Regelmässiges und moderates Training sind der Schlüssel, um positive gesundheitliche Effekte zu erzielen. Zudem macht die sportliche Aktivität die körpereigenen Zellen wieder sensibler für Insulin. Dadurch steigt zum einen die Glukoseaufnahme an, zum anderen sinkt infolgedessen der Blutzuckerspiegel. Wer als Typ-2-Diabetiker insulinpflichtig ist, sollte daher darauf achten, die Insulin- und Kohlenhydratzufuhr vor dem Training entsprechend anzupassen. So können eine Unter- oder Überzuckerung vermieden sowie Leistung, Laune und Wohlempfinden gesteigert werden.  

Wichtig! Grundlegend gilt für beide Diabetes-Typen: Wer den Wunsch hat, mehr sportliche Aktivitäten in den Alltag zu integrieren, sucht vorab am besten das Gespräch mit dem behandelnden Arzt. Gemeinsam können hier die individuelle Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit abgeklärt und mögliche Risiken besprochen werden.

Top-Tipp der Redaktion: Führen Sie ein Sport-Tagebuch!

Jeder Körper ist individuell und reagiert unterschiedlich auf einzelne Sportarten. Das Führen eines Sport-Tagebuchs kann dabei helfen, im Umgang mit der eigenen körperlichen Fitness sicherer zu werden. Welchen Wert hat mein Blutzucker vor, während und nach dem Training? Habe ich genügend Kohlenhydrate zu mir genommen? Wie sieht es mit der Flüssigkeitszufuhr aus? Durch die sorgfältige Dokumentation der verschiedenen Punkte können Diabetikerinnen und Diabetiker aus ihren Erfahrungen lernen und ein besseres Gefühl für den eigenen Stoffwechsel entwickeln.

Fazit

Eine Diabetes-Diagnose und Sport müssen sich mitnichten ausschliessen. Vielmehr trägt regelmässige Bewegung dazu bei, die Lebensfreude zu steigern und den Blutzuckerspiegel zu senken. Wer seine Blutzuckerwerte im Blick behält und seinen Körper nicht überfordert, der profitiert sowohl als Typ-1- wie auch als Typ-2-Diabetiker von sportlichen Aktivitäten und kann dadurch das Risiko für Folgeerkrankungen reduzieren. Menschen mit Typ-2-Diabetes können es ausserdem in Kombination mit einer vollwertigen und bewussten Ernährung schaffen, die Zuckerkrankheit rückgängig zu machen und wieder diabetesfrei zu leben.

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