Im Jahr 2020 tranken die Schweizer laut einer Statista-Umfrage durchschnittlich 1’070 Tassen Kaffee pro Jahr – das entspricht einem Pro-Kopf-Konsum von knapp drei Tassen. Da stellt sich schnell die Frage, ob so viel Kaffee überhaupt gesund ist. Eine neue Studie der European Society of Cardiology gibt nicht nur Entwarnung, sondern legt sogar nahe, dass zwei bis drei Tassen pro Tag ein längeres Leben begünstigen und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken können. Welche anderen spannenden Beobachtungen die Studie noch zu Tage brachte, erfahren Sie hier! Spoiler: Manchmal scheint entkoffeinierter Kaffee weniger gesund zu sein als der „echte Stoff“.
Inhaltsverzeichnis
Der Studienaufbau
Zuallererst fällt auf, dass es sich um eine sehr grosse Studie mit fast einer halben Million Probanden handelt. So wurden insgesamt 449’563 Teilnehmer im Alter zwischen 40 und 69 Jahren etwa 12 Jahre lang beobachtet. Basierend auf ihren Angaben zum täglichen Kaffeekonsum wurden sie in der Folge in sechs Kategorien eingeteilt:
- kein Kaffee
- weniger als eine Tasse
- eine Tasse
- zwei bis drei Tassen
- vier bis fünf Tassen
- mehr als fünf Tassen
100’510 Teilnehmer tranken gar keinen Kaffee und fungierten daher als Vergleichsgruppe. Zusätzlich wurden die Teilnehmer gefragt, welche Art von Kaffee sie hauptsächlich zu sich nehmen – Instant-Kaffee, Kaffee aus Bohnen oder entkoffeinierten Kaffee.
Zwischen den Kaffeetrinkern und den Nicht-Kaffeetrinkern wurde die Häufigkeit von Herzrhythmusstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Todesfällen verglichen – äussere Faktoren wie Alter, Geschlecht, Fettleibigkeit, Diabetes und Raucherstatus wurden dabei ebenfalls berücksichtigt.
Die Studienergebnisse: Kaffee scheint gesundheitsförderlich zu sein
Die wichtigste Erkenntnis zuerst: Die Teilnehmer, die regelmässig Kaffee tranken, wiesen bei allen untersuchten Krankheitsbildern (s. u.) bessere Ergebnisse auf als die Nicht-Kaffeetrinker. Auch das Sterberisiko war unter Probanden mit regelmässigem Kaffeekonsum geringer als unter jenen, die gar keinen Kaffee tranken. Aber Kaffee(menge) scheint hierbei nicht gleich Kaffee(menge) zu sein.
Denn wer zwei bis drei Tassen pro Tag trank, verringerte sein Sterberisiko am meisten – wobei gemahlener Kaffee mit einem um 27 % verringerten Risiko den größten Effekt zu haben schien (vs. 14 % bei entkoffeiniertem bzw. 11 % bei Instant-Kaffee).
Wer nur mehr als eine Tasse Kaffee pro Tag trank (und das galt für alle Kaffeesorten), entwickelte seltener:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- kongestiver Herzinsuffizienz
- koronaren Herzkrankheiten (KHK)
- Schlaganfällen
- Arrhythmie
Besonders spannend: Nur beim Genuss von koffeinhaltigem Kaffee wurden weniger Arrhythmien, also Herzrhythmusstörungen, beobachtet. Entkoffeinierter Kaffee hatte diesen Effekt nicht. Das ist vor allem deswegen bemerkenswert, weil man Kaffee im Volksmund aufgrund seiner aufputschenden Wirkung gern mal einen negativen Einfluss auf den Herzrhythmus nachsagt. Das Gegenteil scheint aber der Fall zu sein.
Wie oben bereits erwähnt, schienen zwei bis drei Tassen täglich die „perfekte Dosis“ zu sein. Und wie sieht’s mit einem Limit nach oben aus? Tatsächlich stellte das Forscherteam fest, dass ein Konsum von mehr als fünf Tassen pro Tag bei KHK und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu ähnlichen Ergebnissen führte wie innerhalb der Kontrollgruppe. Es konnten also keine positiven Auswirkungen mehr festgestellt werden; das heisst aber nicht, dass sechs Tassen Kaffee laut der Studie automatisch ungesund seien.
Übrigens: Im Vergleich zum Nicht-Kaffeetrinken hatten alle Kaffeearten positive Auswirkungen.
Fazit
Die grossangelegte und insgesamt robuste Studie legt nahe, dass ein moderater Kaffeekonsum gesundheitsfördernd ist. So scheint das Risiko für vielerlei Herzerkrankungen zu sinken, wenn man regelmässig eine bis fünf Tassen Kaffee pro Tag trinkt. Gleichzeitig soll die Studie natürlich für niemanden als Freibrief verstanden werden, fortan Unmengen von Kaffee zu trinken. Erst recht nicht, wenn Sie bereits herzkrank sind – das Gebräu ist kein Allheilmittel.
Aber das schönste Fazit im Fazit liest sich wie folgt: Unseren Kaffee zum Aufstehen oder nach dem Zmittag können wir ganz ohne schlechtes Gewissen geniessen – also ganz im Sinne der eBalance-Philosophie.