Ernährungsmythos: Fördert ein Schnaps nach dem Essen die Verdauung?

Schnaps

16. September 2021

, Fabienne Brunner

Nach einem schweren Menu wird gerne zum Verdauungsschnaps gegriffen. Doch lässt sich durch Alkohol wirklich die Verdauung anregen? Liegt es womöglich an etwas anderem – oder ist am Ende gar nichts an diesem hartnäckigen Ernährungsmythos dran? eBalance klärt auf.

Ein üppiges Mahl kann einem schwer im Magen liegen. «Trink einen Schnaps», sagt man in so einer Situation gern. Dadurch soll die Verdauung in Schwung kommen und das Wohlbefinden sich wieder einstellen. Wir müssen Ihnen jedoch mitteilen: Falls es funktioniert, steckt allenfalls ein Placebo-Effekt dahinter.


Inhaltsverzeichnis


Das Geheimnis soll in den Kräutern liegen

Wenn Sie sich nach einem Verdauungsschnaps bzw. «Magenbitter» besser fühlen, dann soll das vor allem an den zugesetzten Kräutern liegen. Rosmarin, Salbei, Fenchel und Co. enthalten Bitterstoffe, welche die Magensäfte zum Fliessen bringen. Der unterstützende Effekt auf die Verdauung wäre jedoch viel grösser, wenn Sie den Schnaps weglassen, also nur die Bitterstoffe ohne Alkohol zu sich nehmen würden.

Wie sich Alkohol wirklich auf die Verdauung auswirkt

Tatsächlich ist Alkohol nämlich kein Helfer, sondern ein Störfaktor für die Verdauung. Er lässt den Lipidspiegel (Fettspiegel) im Blut ansteigen und dadurch wird der Fettabbau gestört. Alkohol hemmt während des Verdauungsprozesses die Muskeln der Magenwände, wodurch die Nahrung langsamer oder gar nicht fortbewegt werden kann.

Von wegen «Verdauungsschnaps» also: Der Körper hat grössere Mühe damit, den Alkohol abzubauen, bevor er überhaupt mit dem Verdauen des Essens anfangen kann.

Schon gewusst?

Im Rahmen einer vernünftigen, kalorienbewussten Ernährung sollten Sie beachten, dass alkoholische Getränke viele Kalorien enthalten. Diese spielen natürlich in die tägliche Kalorienbilanz hinein. Einen Überblick über den Kaloriengehalt der beliebtesten Alkoholsorten finden Sie hier.

Schweizer Studie: Alkohol kann Verdauungsprobleme fördern

In einer 2010 im British Medical Journal veröffentlichten Untersuchung hatten Schweizer Forscher den Zusammenhang zwischen verschiedenen Alkoholika und der Verdauung genauer beleuchtet. 20 gesunde Frauen und Männer im Alter von 23 bis 58 Jahren nahmen teil.

Der Untersuchungsgegenstand: Käsefondue mit Brot – ein besonders schweres Essen. Die Forscher wollten wissen, welchen Einfluss begleitende alkoholische bzw. alkoholfreie Getränke auf die Verdauung der Mahlzeit hatten; auch ein Verdauungsschnaps wurde getrunken. Die Beobachtungen zeigten, dass proportional zum Alkoholgehalt der Getränke die Verdauungsprobleme zunahmen. So hatten Wein und Schnaps allenfalls einen kurzfristigen, allgemein entspannenden Effekt auf die Teilnehmenden der Untersuchung – letztendlich war ihre Magenentleerung jedoch verlangsamt. Bei denjenigen, die Wasser oder Tee zum Fondue getrunken hatten, funktionierte die Verdauung im Anschluss deutlich besser.

Fazit

Der Verdauungsschnaps nach dem Essen hat sicherlich etwas Geselliges, ab und zu kann das gemeinsame Anstossen eine Menufolge krönend abrunden. Wenn es Ihnen jedoch darum geht, Ihre Verdauung zu unterstützen, dann sind Sie mit z. B. einem Kräutertee besser beraten. Was auf jeden Fall hilft: ein Spaziergang an der frischen Luft! Dadurch regen Sie Ihre Verdauung sowie den gesamten Stoffwechsel an. Und wenn Sie Ihre Tischbegleitung zum Mitkommen motivieren können, kann das auch durchaus gesellig sein.

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