Diese Unterscheidung ist entscheidend für die richtige Diagnose und Behandlung, da eine falsche Annahme über die Art der Reaktion zu ineffektiven oder sogar schädlichen Maßnahmen führen kann. In diesem Artikel klären wir den Unterschied und schauen uns beide Zustände genauer an.
Lebensmittelallergien:
In der Schweiz leiden etwa 2–8 % der Bevölkerung an nachgewiesenen Lebensmittelallergien, wobei häufige Auslöser Hühnereier, Kuhmilch oder Nüsse sind. Diese Allergien sind durch eine Überreaktion des Immunsystems auf spezifische Proteine in Lebensmitteln gekennzeichnet und können eine Vielzahl von Symptomen verursachen. Diese können von milden Hautausschlägen bis hin zu lebensbedrohlichen anaphylaktischen Reaktionen reichen. Unser Immunsystem hält dabei einen eigentlich harmlosen Stoff für gefährlich und beginnt diesen zu bekämpfen, wobei unser Körper mit den typischen Allergiesymptomen reagiert.
Zu den häufigsten Allergien gehören:
- Kuhmilcheiweissallergie und Hühnereiweissallergie: Zwei der häufigsten Allergien bei Kindern, die sich oft durch Hautausschläge, Magen-Darm-Beschwerden und Atemprobleme äussern. Beide Allergien haben jedoch gute Chancen, im Erwachsenenalter zu verschwinden.
- Nussallergie: Insbesondere Erdnüsse und Baumnüsse sind häufige Allergene, die schwere allergische Reaktionen bis hin zur Anaphylaxie auslösen können.
- Sojaeiweissallergie: Diese Allergie kann Hautausschläge, Magen-Darm-Beschwerden und Atemprobleme verursachen.
- Schalentiere: Eine Allergie gegen Schalentiere wie Krabben, Garnelen und Hummer kann zu schweren allergischen Reaktionen führen, die Hautausschläge, Atembeschwerden und Anaphylaxie umfassen können.
- Fischallergie: Betroffene reagieren auf Fischarten wie Lachs, Thunfisch und Kabeljau, was zu Symptomen wie Hautausschlägen, Übelkeit, Atemproblemen und Anaphylaxie führen kann.
Kreuzallergien: Kreuzallergien treten auf, wenn das Immunsystem auf ähnliche Proteine in verschiedenen Substanzen reagiert. Ein häufiges Beispiel sind Kreuzallergien zwischen Pollen und bestimmten Lebensmitteln. Menschen mit einer Pollenallergie können sekundäre Allergien gegen Lebensmittel wie Äpfel, Rüebli, Soja oder Nüsse entwickeln, da diese ähnliche Proteine wie die Pollen enthalten. Solche Reaktionen äussern sich oft durch Jucken und Schwellungen im Mund- und Rachenraum und werden als orales Allergiesyndrom (OAS) bezeichnet. Es ist wichtig, diese Zusammenhänge zu erkennen, um entsprechende Vorsichtsmassnahmen zu treffen.
Lebensmittelunverträglichkeiten
Neben Allergien gibt es Lebensmittelunverträglichkeiten, bei denen keine immunologische Reaktion beteiligt ist, sondern Stoffwechselprobleme zu Verdauungsbeschwerden oder anderen Symptomen führen können. Unverträglichkeiten kommen weitaus häufiger vor als Allergien, obwohl oft zuerst an eine Allergie gedacht wird. Bis zu 20 % der Schweizer Bevölkerung sind von verschiedenen Formen der Lebensmittelunverträglichkeiten betroffen.
Zu den bekanntesten Formen gehören:
- Laktoseintoleranz: Eine häufige Unverträglichkeit, bei der es an dem Enzym Laktase mangelt, das für den Abbau von Milchzucker (“Laktose”) benötigt wird. Menschen mit Laktoseintoleranz können Milchprodukte nicht richtig verdauen, was zu Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall und gelegentlich auch Übelkeit führen kann.
- Glutenunverträglichkeit: Diese Unverträglichkeit ähnelt der Zöliakie, zeigt aber keine immunologische Reaktion gegen Gluten. Menschen mit Glutenunverträglichkeit können dennoch Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall entwickeln, wenn sie glutenhaltige Lebensmittel konsumieren.
- Histaminintoleranz: Hierbei handelt es sich um eine Störung des Histaminabbaus im Körper, was zu einem Überschuss an Histamin führen kann. Histamin ist in vielen Lebensmitteln wie Wein, gereiftem Käse, fermentierten Lebensmitteln und bestimmten Fischsorten enthalten. Symptome können Hautrötungen, Kopfschmerzen, Durchfall, Herzrasen und Atembeschwerden umfassen.
- Fruktosemalabsorption: Diese Unverträglichkeit betrifft die Aufnahme von Fruchtzucker im Darm. Bei Menschen mit Fruktosemalabsorption kann der Fruchtzucker nicht ordnungsgemäss aufgenommen und verdaut werden, was zu Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und manchmal auch Übelkeit führen kann.
Zöliakie: Bei Zöliakie (nicht zu verwechseln mit Glutenunverträglichkeit) handelt es sich weder wirklich um eine Lebensmittelallergie, noch um eine Unverträglichkeit, sondern um eine Autoimmunerkrankung. Sie ist eine chronische Erkrankung, die sich nicht nur auf den Darm beschränkt, sondern verschiedene Organsysteme betreffen kann. Dabei reagiert der Körper mit einer autoimmunen Reaktion auf das Klebereiweiss Gluten, das in Getreidearten wie Weizen, Dinkel, Roggen und Gerste vorkommt. Bei Zöliakiepatienten führt der Verzehr von Gluten zu einer Entzündung der Darmschleimhaut und zur Rückbildung der Dünndarmzotten, was die Nährstoffaufnahme beeinträchtigt und zu Nährstoffdefiziten und verschiedenen Beschwerden führen kann. Die Diagnose erfolgt durch serologische Tests und eine Dünndarmbiopsie, und die einzige wirksame Behandlung ist eine lebenslange glutenfreie Ernährung.
Diagnose und Behandlung:
Die Diagnose von Lebensmittelallergien und -unverträglichkeiten erfordert eine gründliche Untersuchung durch einen Facharzt. Dies umfasst oft Anamnese, Hauttests, Atemtests, Blutuntersuchungen und diätetische Tests. Eine genaue Diagnose ist entscheidend, da sie den Weg zu einer angemessenen Behandlung und Ernährungsempfehlungen ebnet.
Eine falsche Diagnose oder das unüberlegte Meiden von Lebensmitteln kann zu Mangelernährung führen, aber auch die soziale und psychische Gesundheit beeinträchtigen.
Insgesamt ist es ratsam, bei Verdacht auf eine Lebensmittelallergie oder -unverträglichkeit einen Arzt aufzusuchen, um eine fundierte Diagnose zu erhalten und die bestmögliche Versorgung sicherzustellen. Dies trägt dazu bei, die Lebensqualität zu verbessern und gesundheitliche Risiken zu minimieren.