Die Versprechungen der Befürworter vom Fasten klingen verlockend und lassen einen zu dem Schluss kommen: Fasten muss gesund sein. Doch Achtung ist geboten! eBalance-Ernährungsexpertin Annika Bruder kommentiert die fünf häufigsten Fasten-Mythen.
Fasten-Mythos #1: «Giftstoffe und Schlacken werden beim Fasten ausgeschieden.»
Das ist Unsinn, denn im menschlichen Stoffwechsel fallen gar keine Schlackenstoffe an. Sämtliche «Abfallprodukte» im Organismus werden über Darm, Niere, Lunge und Haut ausgeschieden.
Fasten-Mythos #2: «Fasten ist gesund und die ideale Gelegenheit zu einer generellen Ernährungsumstellung.»
Das Gegenteil ist der Fall. Wer fastet, weicht sowohl einer Analyse des fehlerhaften alltäglichen Ess- und Bewegungsverhaltens wie auch einer schrittweisen Umstellung aus. Beides ist aber unheimlich wichtig. Wer es nicht schafft, eine abwechslungsreiche, kalorienreduzierte Ernährung und vermehrte Bewegung im Alltag umzusetzen, der wird sein Wunschgewicht nicht langfristig halten können. Und auch der berüchtigte Jo-Jo-Effekt wird durch nichts so stark gefördert wie durch radikalen Nahrungsentzug und Hungerphasen. Denn der Körper nimmt diese als Notsituation wahr und reagiert sehr ungnädig darauf – und zwar mit Kompensationshunger.
Fasten-Mythos #3: «Fastenkrisen sind ein willkommenes Zeichen dafür, dass Ihr innerer Reinigungsprozess im fortgeschrittenen Stadium ist.»
Das ist eine absurde Aussage. Fastenkrisen mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen und Schweissausbrüchen sind vielmehr Alarmsignale des Körpers und ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt und Fasten für Sie persönlich nicht unbedingt gesund sein kann. Unterzuckerung, Blutdruckabfall oder der hohe Gehalt an Ketonkörpern (Abbauprodukte, die im Hunger-Stoffwechsel anfallen) im Blut können die Ursache dafür sein. Nicht selten kommt es beim Fasten sogar zu akuten Gichtschüben. Personen mit einem erhöhten Harnsäurespiegel sollten deshalb auf keinen Fall fasten. Ebenso tabu ist es für alle, die Psychopharmaka einnehmen müssen oder an Diabetes Typ I oder II leiden.
Fasten-Mythos #4: «Mit einer Fastenkur reinigen Sie Körper und Seele, Sie machen sich frei für einen Neustart in ein schlankes Leben.»
Für übergewichtige oder vermeintlich übergewichtige Personen, die sich emotional labil fühlen und deren Gedanken immerzu ums Essen bzw. ums Nichtessen kreisen, wirken solche und ähnliche Versprechen wie eine Offenbarung. Aber gerade sie sollten sich besser nicht darauf einlassen. Fastenkuren sind nicht selten der auslösende Faktor für eine Essstörung. Die Angst vor dem Nahrungsverzicht und das gleichzeitige Fehlen einer Strategie für den auf die Fastenzeit folgenden Alltag verstärken die Ohnmachtsgefühle zusätzlich. Das Einüben kleiner Schritte im Alltag und in Richtung Ernährungsveränderung stärken dagegen die Handlungsfähigkeit und führen letztlich zu einer selbstbestimmten, nachhaltigen Gewichtsreduktion.
Fasten-Mythos #5: «Fasten ist gesund, da es den Darm reinigt und die Verdauungstätigkeit verbessert.»
Der Darm bedarf keiner Reinigung, er braucht Nahrung, um in Bewegung und gesund zu bleiben. Die Darmbewegung (Peristaltik) und die Darmflora sind auf eine ausreichende Füllmenge und auf Stoffe angewiesen, die das Wachstum der gesunden Darmbakterien fördern. Das erreicht man am besten mit einer Ernährung, die reich an Vollkornprodukten, Obst und Gemüse ist. Auch probiotische Milchprodukte und Milchsäurebakterien, wie sie in Sauerkraut und Sauerrüben vorkommen, sind beste Medizin für den Darm.
Fazit
Auch wenn es einem oft als gesundes Allheilmittel verkauft wird: Der Körper muss nicht fasten, um wieder gesund zu werden. Ganz im Gegenteil, das Fasten kann sogar schädlich sein – vor allem dann, wenn man zu einem ungesunden Essverhalten neigt (Stichwort Jo-Jo-Effekt).